Über die Empfindungsmethode

Pulsatilla

Küchenschelle (Ranunculaceae)
© Jürgen Weiland

In der Tradition von Bönninghausen und Boger entwickelte die Homöopathengruppe um Rajan Sankaran in Bombay ein System, das unser Verständnis des Wesens von Krankheit und Arzneimitteln erweitert hat.

Das Konzept der sieben Erlebnisebenen ermöglicht es dem Homöopathen sich während der Fallaufnahme und der Analyse zu orientieren, wo sich der Prozess gerade befindet und wohin er geht.

Mit Hilfe dieser Arbeitsweise wird bei der Fallaufnahme ein genau definierter Weg beschritten, bei welchem mittels Körpersprache und Gesten sowie frei assoziierter Einfälle ein Grundmuster ausgemacht werden kann, welches zur Mittelfindung besonders hilfreich ist. Außerdem kann durch die Wahrnehmung der Hauptebene im Erleben des Patienten die beste Potenz ermittelt werden.

Ein anderer wesentlicher Aspekt der Methode besteht darin, sich auf die Empfindungen des Patienten einzulassen. Es gibt in genau beschriebenen Empfindungen ein durchgehendes Muster, das sich sowohl in der Hauptbeschwerde als auch im Allgemeinzustand des Patienten wiederfindet und das die Basis für die Verschreibung bildet. Dies wird als Vitalempfindung bezeichnet.

Die Vitalempfindung ist nicht nur eine körperliches Symptom oder ein Gefühl, sondern eine umfassende Empfindung, die Körper und Geist verbindet. Die Vitalempfindungsebene ist tiefer als die des Verstandes und des Körpers – sie liegt im Zentrum der Erkrankung (siehe auch „das andere Lied“).

Das von Sankaran entwickelte System integriert die Konzepte der Miasmen, der Naturreiche und der Ebenen des Erlebens zu einer in sich stimmigen, ausgefeilten und doch eleganten Art, die Wahrnehmung des Patienten zu analysieren.

Dieser Quantensprung im Verständnis von Krankheiten hat sich in besseren Erfolgsraten niedergeschlagen. Zahlreiche neue Arzneimittel kommen mit dem neuen Konzept zur Anwendung, manche alte Mittel erscheinen in einem neuen Licht.